Stadtzeichen Berlin, …eine Besprechung
[english version…]
Berlin, …
Kunst sucht Öffentlichkeit. Dies gilt sowohl für ihre sanktionierten/subventionierten als auch subversiveren Formen. Viele Projekte nutzen den öffentlichen Raum jenseits der Kunsthallen und Museen und legen es darauf an, über die Medien einen breiteren Dialog zu eröffnen. Das Stadtzeichen Projekt reiht sich hier ein.
Es unterscheidet sich von anderen für den Außenbereich konzipierten Arbeiten jedoch dadurch, dass es beinahe unsichtbar ist…, denn sein eigentlicher Gegenstand, eine anthropomorphe Zeichnung die sich über einen großen Teil der Stadt (hier Berlin) erstreckt, entzieht sich direkter Betrachtung.
Die Form dieser Zeichnung (‘Stadtzeichen’) wird lediglich durch Metallmarkierungen bestimmt, die an allgemein zugänglichen Orten im Boden verankert werden und ihren Umriss abstecken. Jede markiert dabei einen ganz bestimmten Punkt (nodus) des Stadtzeichen-Umrisses. Ihre Platzierung ist nicht willkürlich, sondern leitet sich aus der Position der Kurven-Knotenpunkte ab, die die Form des Umrisses definieren.
Die Markierungen sind mit der Abbildung des ‘Stadtzeichens’ und weiteren Hinweisen versehen, die jede Einzelne einem ganz bestimmten Umriss-Punkt zuordnet und mit dem ‘Stadtzeichen’ in der Stadt verortet.
Stößt ein Betrachter auf eine dieser Plaketten, so wird er in die Lage versetzt, die Form des ‘Stadtzeichen’ in seiner urbanen Fassung und in Relation zum eigenen Standort zu visualisieren. Es ist ein ausschnittweiser und indirekter Zugang, der indes sein Verhältnis zur Stadt reflektiert, denn auch diese wird, Stück für Stück, im eigentlichen Sinne des Wortes schrittweise, in ihrem Ausmaß erfasst und ihrer Funktion erfahren. Stadt und ‘Stadtzeichen’ sind in dieser Hinsicht also auf ‘gleicher Höhe’.
Die angesprochen Visualisierung integriert Zeichen und Stadt. Der Betrachter versucht zunächst die Form des ‘Stadtzeichens’ in das Bild seiner gewohnten Umgebung zu assimilieren. Die biomorphe Gestalt der Zeichnung ist allerdings durch keine Funktion definiert und steht im Widerspruch zu den architektonischen Struktur der Stadt, deren ‘Rechteckigkeit’ und Rigidität, …ja, sie durchschneidet diese.
So stellt das ‘Stadtzeichen’ das Primat jener urbanen Strukturen in Frage, die wir zur Orientierung in unserem Umfeld heranziehen.
Tatsächlich wird mit ihm ein neuer Maßstab eingeführt. Im Spannungsfeld von Beziehungsstrukturen kann sich ein Betrachter versuchsweise mit Hilfe jener vorgefundener Markierungen orientieren und dabei das Stadtzeichen als ein Räume zuweisendes, geographisches Element deuten. Durch diese teilweise und spielerische Assimilation der ‘künstlichen’ Strukturen erfährt die Stadt eine unerwartete Erweiterung. Alte Bestimmungen werden in neue Zusammenhänge gebracht. Die Zweckhaftigkeit des urbanen Gebildes wird mit der Relativierung seiner Strukturen für den Augenblick der Betrachtung gebrochen und wird klarer als sonst zum Theater unserer Vorstellung, …mit all den Möglichkeiten die solche ‘Zweihäusigkeit’ bietet.
on
kurzes Feedback:
schönes Projekt, dass sich von der Grundidee nicht von den Stolpersteinen unterscheidet, jedoch ein ganz anderes Ziel verfolgt. nodus ist visuell ansprechend und fordert eine schärfere Betrachtung ein. …und dies lohnt sich.
Chance:
Wünschenswert wäre einen Tick mehr Informationen am nodus zu erhalten, damit die künstliche Ausrichtung erkennbar und Verwechselungen zu historisch ausgerichteten Projekten offenswichtlich werden.
Frage:
Sind die nodus in ihrer Lage geschützt? Was ist bei Baustellen, provisorischen Überfahrten oder kunstruktiven Veränderungen?
Wunsch:
Einbindung von wichtigen Lagepunkten der innerstädtischen Außenbezirke.
on
Nein. Die einzelnen Markierungsplaketen werden mit der Zeit verschwinden. Nicht auszuschließen, dass diese zu gegebener Zeit neu gesetzt werden. Pläne diesbezüglich gibt es momentan nicht. Das hier veröffentlichte Konzept bleibt natürlich als Referenz online.
on
I found one of the plates in Kreuzberg in front of my favorite cafe. It was no longer glued to the sidewalk. So I took it!
on
… OK!