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Die entsprechende Jahreszeit vorausgesetzt, ist an den Stränden der Ostsee, verstreut und vielfach, eine Errungenschaft des realen Sozialismus zu beobachten: der menschlichen Körper in seiner unbekleideten Form.
Diese Errungenschaft reklamiert Spencer Tunik, als datum seiner Kunst, sehr öffentlich für sich.
Der unbkleidete Körper ist Leitmotiv seiner Installationen, in denen es um das Spannungsverhältnis von Natur und Kultur, oder wie er es formuliert, das ‘abstrakte Verhältnis von menschlicher Form und modernen Strukturen’ geht. …denn gerade in der Nacktheit seiner Protagonisten bildet sich der Kontrast dieser primären Komponenten heraus. Eigentlich ein einfaches Rezept. Allerdings ergibt sich aus diesem Ansatz nicht immer Vielversprechendes.
Beeindruckte seine Aktion in Mexico City von 2007 noch durch die Geschlossenheit des Aufbaus und die Stimmigkeit der räumlichen Beziehungen von Körperfläche zu Umgebung, so scheinen jüngere Aktionen eher auf einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde abzuzielen. Es gilt das Gesetz der großen Zahl.
Aktionen wie die München, mit tausenden von Teilnehmern, ohnehin nur aus der Distanz einigermaßen vollständig zu erfassen, erscheinen unpersönlich und vergeuden das Potential seines Mediums. Wenn seine aufgehübschte ‘one trick pony’ Herde auf der Ludwigstrasse die nächste Figur stellt, eingezwängt in ein choreographisches Korsett billiger Wagner Anspielungen, gesichtslose Lemminge aber dafür schön bunt, dann ist das einfach etwas langweilig.
Möglich, dass es in Europa / Deutschland schlicht an jener puritanischer Verdämmung mangelt die notwendig wäre um das Material, welches hier so harmlos verpufft mit entsprechender Brisanz zu zünden. In den USA wurde Spencer Tunik bereits mehrmals verhaftet. Die Münchener Polizei tat ihm nicht den Gefallen, ‘Shock and Awe’ fanden nicht statt. Kein Grund zur Aufregung.